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 ++ Hannemann ++ Jensch ++ Gritschke ++ Korsing ++ Ritter ++ Sobkowski ++ Feldner ++ Strozyna ++ Schulz ++ Kuckhoff ++ Jentsch ++ Loch ++ Wegner ++ Kant ++ Haase ++

 

Hier wird das Schicksal der "politsch Verfolgten" Frankfurter Mitbürger dargestellt.

 

Max Hannemann (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.)

 

Max Hannemann wurde am 7. Juni 1899 in Frankfurt (Oder) geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf.

Max Hannemann

 

Seinen Berufswunsch Apotheker zu werden, konnte aus sozialen Gründen nicht erfüllt werden. Er arbeitete in der Frankfurter Steingutfabrik Paetsch. Dort setzte er sich als aktiver Gewerkschafter, er gehörte dem Betriebsrat an, für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen ein. In diesem Betrieb hatte er seine spätere Ehefrau Helene Strehl kennen gelernt, die aus einer Handwerkerfamilie in der Frankfurter Dammvorstadt stammte. Beide wurden 1930 arbeitslos und betätigten sich in der „Roten Hilfe“.

1931 traten beide als Mitglieder in die Kommunistischen Partei Deutschlands.
Ihre Wohnung in der Großen Scharrnstraße 1 war zu einem Treffpunkt kommunistischer Funktionäre und oft deren Quartier geworden. Am 27. Januar 1933 wurde ihr Sohn Konrad in Frankfurt (Oder) geboren.
Nach der Machtübergabe an die Nazis wählten die Vertreter einer
Funktionärskonferenz der KPD Max Hannemann im Februar 1933 als politischen Leiter ihres Unterbezirks Frankfurt (Oder).
In dieser Funktion organisierte er unter außerordentlich komplizierten Bedingungen die illegale Arbeit der Partei. In Fünfergruppen erfasst, die Gruppenmitglieder kannten sich untereinander nicht, entstanden Widerstandszellen. Terror und Verfolgung zum Trotz entwickelte sich unter Leitung von Max Hannemann in Frankfurt (Oder) die größte Widerstandsorganisation mit über sechzig Antifaschisten. Es gab stabile Verbindungen zur Zentrale, zu den Leitungen der Partei in der Provinz Brandenburg sowie zu anderen Gruppen. Seine Frau, der die Funktion der Frauenleiterin in der Frankfurter KPD angetragen worden war, leistete für die Gruppe wesentliche Kurierdienste. Die Gruppe führte aufsehenerregende antifaschistische Aktionen durch.
Als im November 1934 ein erstes Mitglied der Gruppe verhaftet worden war, traf man sofort Vorkehrungen, die anderen Gruppenmitglieder und die Leitungen zu warnen.
Am 5. Dezember 1934 verhaftete eine Gruppe SS-Leute Max Hannemann in seiner Wohnung im Hinterhaus der Großen Scharrnstraße 28. Einen Tag darauf wurde seine Frau verhaftet.
Bestialisch folterten die Nazis Max Hannemann. Sie prügelten ihn bis zur Unkenntlichkeit, warfen ihn vom Gestapo-Gefängnis aus (der heutigen Musikschule) auf das Treibeis der Oder, bis er dem Tod nahe war.
Schließlich verurteilten sie ihn im April 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus, seine Frau wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Nach Verbüßung seiner Strafe im Zuchthaus Luckau und im berüchtigten Lager Aschendorfer Moor, im Dezember 1939, verhängte die Gestapo gegen ihn den so genannten Schutzhaftbefehl. Er wurde in das Konzentrationslager Sachsenhausen, nahe Berlin, eingewiesen.
Aus dem Block 67 des KZ Sachsenhausen erreichte seine Frau und seinen Sohn eine letzte Nachricht vom Februar 1945. Danach verlor sich die Spur.
Ehemalige Häftlingskameraden sagten im Sommer 1945 aus, Max Hannemann wäre „auf Transport“ in das KZ Bergen Belsen geschickt worden. Ob er tatsächlich nach Bergen Belsen gebracht und dort umgebracht oder noch im KZ Sachsenhausen ermordet wurde, lässt nicht nachweisen.

 

Herbert Jensch (Utopia e.V.)

 

Herbert Robert Karl Jensch wurde am 13.08.1900 in Breslau als Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Von 1906 bis 1914 besuchte er die Volkshochschule in Breslau. Im Anschluss machte er eine Lehre zum Schlosser.

 

Herbert Jensch

 

1917 ging er freiwillig zur Marine und beteiligte sich 1918 am Matrosenaufstand in Kiel sowie an der November-Revolution.
Ab1919 war Jensch beim Reichswasserschutz auf der Oder in Breslau und wurde 1920 nach Frankfurt (Oder) versetzt. Im selben Jahr heiratete er Anna Böhm. Von 1921 bis 1933 verrichtete er Notstandsarbeiten und arbeitete auch als Schlosser in verschiedenen Frankfurter Betrieben.
1923 trat er in die KPD ein. 1925 trat Jensch als Mitglied des Streikkomitees beim Metallarbeiterstreik in Frankfurt (Oder) in Erscheinung. In diesem Jahr gründete er mit anderen die Frankfurter Ortsgruppe des Roten Frontkämpferbundes (RFB).
Am 30. Mai 1925 brachte diese Organisation ca. 1000 DemonstrantInnen zum „Roten Tag“ auf die Straße.
1928 betrieb Herbert Jensch zusammen mit seinen GenossInnen und mit Hilfe seiner Frau Anna einen öffentlichen Zeitungshandel am Wilhelmsplatz, dem heutigen Platz der Republik, wo er u.a. die kommunistische Zeitung „Rote Fahne“ verkaufte.
1929 wurde er Stadtverordneter für die KPD. Von 1930 bis 1933 war Jensch Vorsitzender der Ortsgruppe der KPD in Frankfurt (Oder) und Provinziallandtags-Abgeordneter in Brandenburg. In diesen Jahren vor der Machtergreifung der Nazis widmete er sich verstärkt dem Kampf um die Aktionseinheit gegen den Faschismus.
Am 31. Januar 1933, einen Tag nach der Machtergreifung der Nazis, war die letzte große gemeinsame antifaschistische Demonstration von kommunistischen, sozialdemokratischen und parteilosen ArbeiterInnen in Frankfurt (Oder).
Nach dem Reichstagsbrand wurde Herbert Jensch am 02.03.1933 verhaftet, kam nach Plötzensee und wurde im April 1933 ins KZ Sonnenburg überführt. Im September 1933 kam er ins Gerichtsgefängnis Frankfurt. Von März bis September 1934 war er im Untersuchungsgefängnis Moabit eingekerkert. Während der Haft wurde er geschlagen und gefoltert. Im März 1934 begann der Prozess gegen ihn wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Er wurde im Oktober 1934 mit der Auflage der polizeilichen Meldepflicht aus der Haft entlassen, da ihm das Gericht nichts anderes als legale Parteiarbeit nachweisen konnte.
1935-39 arbeitete er als Maschinist in der „Ostquellbrauerei Frankfurt (Oder)“ und als Heizer auf dem Dampfer „Großer Kurfürst“ der Schlesischen Dampferkompanie.

Im September 1939 wird er zur Marine eingezogen. Nach dem Überfall auf Frankreich erfolgt die Stationierung in Brest. Im Jahr 1941 nimmt er Verbindung zur französischen Hafenarbeitergewerkschaft und zur Resistance auf. Mit Hilfe französischer Widerstandskämpfer baute er mit Angehörigen von Marine und Wehrmacht eine Widerstandsgruppe im besetzten Frankreich auf. Während eines Urlaubs im Frühjahr 1944 verfasste Herbert Jensch mit Frankfurter KampfgefährtInnen Flugblätter in französischer Sprache, welche unter französischen Kriegsgefangenen verteilt wurden. Bald nach seiner Rückkehr nach Brest wurde er am 05.06.1944 auf offener Straße von SS-Angehörigen hinterrücks ermordet.

 

Konrad Hannemann

 

Heinrich Gritschke (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V./Utpoia e.V.)

 

Der parteilose Schlosser Heinrich Gritschke war am 4. Mai 1891 in Kattowitz geboren worden. Er wohnte zuletzt in der Frankfurter Bischofstraße 27.
Als am 19. August 1934 die so genannte Volksabstimmung über das deutsche Staatsoberhaupt „Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt“ stattfand, waren die Frankfurter SA-Leute sehr aktiv.
In einem ihrer Sturmlokale in der Großen Scharrnstraße erwarteten sie die Ergebnisse der Abstimmung und feierten schließlich den Sieg mit viel Alkohol. Durch andere SA-Leute animiert, zog eine Gruppe der SA-Leute zu einer Gastwirtschaft in der Wollenweberstraße. Unter dem Vorwand, Heinrich Gritschke hätte die SA beleidigt, zettelten sie eine Prügelei an. Der SA-Obertruppenführer Franz Sch. erstach mit seinem Dolch Heinrich Gritschke, der am frühen Morgen des 20. August im Flur der Gastwirtschaft verstarb. Obwohl des Mordes geständig, wurde das Ermittlungsverfahren gegen den SA-Mann Sch. unter Druck der NSDAP und der SA so beeinflusst, dass eine Körperverletzung mit Todesfolge zur Anklage kam.
In der folgenden Justizfarce wurde Gritschke völlig haltlos unterstellt, er wäre Kommunist. Zum Ende des Prozesses entstand der Eindruck, Gritschke hätte den SA-Mann nahezu genötigt, ihn zu ermorden.

Der Beschuldigte wurde zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Aber schon im Mai 1935 wurde der Rest der Strafe auf Bewährung ausgesetzt. Sch. hatte sich in den Augen der Naziführung nicht zuletzt mit seinem feigen Mord um die „Bewegung“ verdient gemacht und kam in Freiheit.

 

Gastraum in der Gastwirtschaft Wollenweberstraße

Walter Korsing (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.)

 

Walter Korsing wurde am 27.02.1905 in Frankfurt (Oder) geboren undkam aus einfachen Verhältnissen einer Arbeiterfamilie. Er war in der Stadt bekannt für seine antifaschistische Haltung. Sympathien für sozialistische Ideen hatten bei ihm einen emotionalen, instinktiven Hintergrund, weniger eine theoretische Grundlage.
Er wohnte in der Gelben Presse 23 - heute Puschkinstraße 23 -.
Am 19. Juni 1933 geriet er in die Fänge von Frankfurter SA-Leuten. Sie versuchten, gewaltsam Namen von SPD - und KPD- Mitgliedern von ihm in Erfahrung zu bringen, da er Mitglied des Reichsbanners war.

Walter Korsing weigerte sich Namen preiszugeben. An der Chaussee nach Lebus, in Höhe des Ragoser Talweges schossen seine Mörder auf den Unbewaffneten zwei Mal, in die Stirn und ins Gesicht. Nach dem Mord behaupteten sie, aus Notwehr gehandelt zu haben. Walter Korsing war nach der Machtübergabe an die Nazis ihr erstes politisches Mordopfer in Frankfurt (Oder).

 

Karl Gustav Wilhelm Ritter (Projektseminar „Stolpersteine“ der Europa Universität Viadrina)

 

Karl Gustav Wilhelm Ritter, Sohn von Carl und Ottilia Ritter, geborene Polansky, wurde als erstes von drei Kindern am 30. Oktober 1877 in Frankfurt Oder geboren.Er erlernte im elterli­chen Betrieb Handwerkbetriebe Hufschlag & Wagenbau den Beruf des Stellmachers.
Nach dem Tod des Vaters arbeitete er bedingt durch Erbstreitigkeiten in anderen Betrieben.
Angesichts seiner Berufszugehörigkeit war er in gewerkschaftsnahen Kreisen zugegen.
Es liegen widersprüchliche Aussagen über den Grund seiner Verhaftung vor, zum einem soll er im März 1933 in der Gaststätte Gerschwitz in nicht mehr ganz nüchternen Zustand gesagt haben: „Die Nazis sollte man alle mit der Wagenrunge totschlagen.“
Zum Anderen besagt eine weitere Quelle, Karl Ritter wurde nach der Organisation eines Protestmarsches am 1. Mai 1933 am darauf folgenden Tag festgenommen.[6] Fakt ist, dass Karl Ritter im Frühjahr 1933 ins Konzentrationslager Sonnenburg kam, wo er im August oder September 1933 starb.
Die genaue Todesursache konnte nie eindeutig geklärt werden. Auch nach 1945 versuchte die Familie Karl Ritters vergeblich die genauen Umstände seines Todes in Erfahrung zu bringen. Offiziell hieß es, Karl Ritter habe im Konzentrationslager Sonnenburg Selbstmord begangen.
Nach Aussagen von Mitinhaftierten kann davon ausgegangen wer­den, dass er einen gewaltsamen Tod erlitt. So schilderte ein ehemaliger Mithäftling Karl Ritters:„Dieser wurde in der Nacht derartig geprügelt, dass er am anderen Morgen tot war. Es wurde das Gerücht verbreitet, Ritter habe sich auf­gehängt. Fest steht jedoch, dass Ritter zu Tode geprügelt wurde.“
Sein letzter frei gewählter Wohnort vor seiner Inhaftierung war die Holzhofstr. 18 in der Dammvorstadt, Frankfurt (Oder).

Die Stadtverordne­tenversammlung Frankfurt (Oder) beschloss am 11. September 1948 in Geden­ken an die Opfer des Nationalsozialismus Straßen und Plätze nach diesen zu benennen, so wurde der ehemalige Magazinplatz zum Karl-Ritter-Platz.

 

Karl Sobkowski (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.) 

 

24. Juli 1892 - 23. Februar 1937

Als Sohn eines Mülhenarbeiters kam Karl Amandus Sobkowski auf die Welt. Seine Kindheit war geprägt von Entbehrungen, da die große Familie unter einfachsten Verhältnissen zu leben gezwungen war.

 

Karl Sobkowski

 

Glückliche Umstände ermöglichten ihm, in der Frankfurter Möbelfabrik Mantz & Gerstenberger den Beruf Beizer und Polierer erlernen zu können. In diesem Beruf wurde er tätig.
Als begeisterter Kriegsfreiwilliger des Ersten Weltkriegs erlebte er die Schlachten an der Ostfront und ab 1917 den Stellungskrieg und die Materialschlachten im Westen Europas.
Der Krieg und die Ergebnisse der Novemberrevolution von 1918 führten Karl Sobkowski in die organisierte Arbeiterbewegung.

 

Bei einem Aufmarsch des Roten Frontkämpferbundes in Frankfurt (Oder), Carthausplatz. 1. Reihe v. l. Karl Sobkowski

 

Schalmaienkapelle des Roten Frontkämpferbundes. Rechts neben dem Fahrrad stehend, 4. v. l. Karl Sobkowski

 

Schnell erwarb er sich das Vertrauen seiner Kollegen in der Möbelfabrik und wurde zum stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Das konsequente Eintreten für die Interessen der Arbeiter hatte für ihn die Folge, dass er arbeitslos wurde.
In den Forderungen und in der Politik der Kommunistischen Partei Deutschlands fand er die Alternative zur vorherrschenden Politik. Er trat dieser Partei 1924 bei.
Zu dieser zeit war er als Arbeitsloser zu so genannten Notstandsarbeiten beim Bau des Stadions in der Dammvorstadt (heute Słubice) eingesetzt. In Diskussionen reifte der Entschluss, in Frankfurt (Oder) eine Struktur des Roten Frontkämpferbundes (RFB), der Wehr- und Schutzorganisation der KPD, zu schaffen. Karl Sobkowski wurde Organisator und erster Leiter des RFB in Frankfurt (Oder). Der RFB erfuhr außerordentlichen Zuspruch.
Im Oktober 1926 wurde Karl Sobkowski auf Vorschlag der KPD als Abgeordneter in das Stadtparlament eingeführt, wo er klug und energisch die Interessen der Arbeitenden vertrat.
Als Saisonarbeiter in der Ziegelei Krause beschäftigt, verunglückte er schwer. Infolge der Verletzungen musst er invalidisiert werden. Trotz der körperlichen Gebrechen war er weiter für die KPD tätig.
Bei der ersten Verhaftungswelle der Nazis nach ihrem Machtantritt, fiel auch Karl Sobkowski in deren Hände. Sie strebten an, ihn in einem Prozess wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu verurteilen. Eineinhalb Jahre hielt man ihn in Haft. Er wurde misshandelt. Jegliche medizinische Hilfe für seinen beim Unfall verletzten Fuß wurde ihm verwehrt.
Im September 1934 wurde er freigesprochen und aus der Haft nach Frankfurt (Oder) entlassen.
Von der unmenschlichen Behandlung während der Untersuchungshaft erholte sich Karl Sobkowski trotz aufopferungsvoller Pflege seiner Familie nicht mehr. Er verstarb an den Folgen der Misshandlungen.

 

Paul Feldner (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.)

 

26. Oktober 1874 - 06. November 1941

In einer Landarbeiterfamilie in Lossow bei Frankfurt (Oder) machte Paul Feldner bereits als Kind die Erfahrungen von Hunger und größter Not.
Es gelang ihm, in Frankfurt (Oder) eine Ausbildung als Maurer zu erhalten und er arbeitete in diesem Beruf.

 

Paul Feldner

 

Sehr zeitig fand er Zugang zur Gewerkschaftsbewegung und erwarb sich mit seinem aufrichtigen, solidarischen und demokratischen Auftreten bei den Kollegen Achtung und Anerkennung. Auf den Baustellen der Hauptpost, dem Oderlandkrankenhaus und im Stadtteil Paulinenhof arbeitete er nicht nur fachlich gut als Maurer, gleichermaßen wirkte er als Sozialdemokrat und Gewerkschafter.
Um die soziale Lage seiner Familie zu verbessern, betrieb er neben seiner Arbeit in der Frankfurter Ziegelstraße die kleine Bierstube „Schiffers Ruh“. Hier entwickelte sich bis 1916 ein beliebter Treffpunkt organisierter Arbeiter.
Der Erste Weltkrieg und seine Einberufung als Soldat in diesen von ihm verabscheuten Krieg stellte eine entscheidende Zäsur in seinem Leben dar.
Aus dem Krieg zurückgekehrt, engagierte er sich für die Ziele der Novemberrevolution von 1918. In der gewerkschaftlichen Arbeit sah er den politischen Beitrag, den er für eine gerechtere Welt zu leisten vermochte.
In den Jahren 1920 bis 1923 war er Vorsitzender des Deutschen Bauwerksbundes in Frankfurt (Oder) und als solcher wegen seiner klaren Forderungen und seines mutigen Auftretens sehr geachtet.
Das Ansehen, das sich Paul Feldner erworben hatte, veranlasste die Frankfurter SPD-Führung, ihn als Bezirksleiter des städtischen Wohlfahrtsamtes einzusetzen. Er wurde 1928 einer der Mitbegründer der ersten Wohnungsbaugenossenschaft für Arbeiter (GEWOBA) in Frankfurt (Oder).
Zeitig erkannte er die heraufziehende faschistische Gefahr. In der gemeinsamen Gegenwehr der beiden Arbeiterparteien, KPD und SPD, sah er die Möglichkeit wirksamsten Widerstands.
Nachdem den Nazis die Macht übergeben worden war, richtete sich der Terror auch gegen Sozialdemokraten. Paul Feldner gehörte zu denen, die von den Nazis auf den Magazinplatz (heute Karl-Ritter-Platz) getrieben und gezwungen wurde, Losungen zur Aktionseinheit gegen den Faschismus zu entfernen. Immer wieder wurde die Wohnung der Familie am Carthausplatz (heute Stadion der Freundschaft) von SA-Leuten heimgesucht.
Im Mai 1933 verhafteten ihn Angehörige des berüchtigten Frankfurter SA-Sturmes I/8. Im so genannten „Gelben Zimmer“ des Gewerkschaftshauses, dessen sich die Nazis bemächtig hatten, misshandelten ihn SA- und SS-Leute bestialisch. Die ihm zugefügten Verletzungen waren so schlimm, dass man darauf verzichtete, den fast Sechzigjährigen in das Konzentrationslager Sonnenburg zu überstellen, er wurde einfach auf die Straße geworfen.
Die erlittenen Misshandlungen führten bei ihm zu ständigem Siechtum, was die Nazis nicht daran hinderte, ihn und seine Familie ständig weiter zu drangsalieren.
Paul Feldner verstarb an den Folgen unmenschlichen Terrors.

 

Hermann Strozyna (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.)

 

Hermann Strozyna, Jahrgang 1897, war gelernter Schlosser und Sekretär der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) und der Landarbeitergewerkschaft.
Gleich nach der Machtübergabe an die Nazis wurde er verhaftet und ins KZ Sonnenburg gebracht. Nach Misshandlungen dort wurde er freigelassen, weil er akut an der Lunge erkrankt war (wahrscheinlich eine offene Tbc, mit großer Wahrscheinlichkeit Haftfolge). Er musste in eine Heilstätte.
Als er von einer möglichen neuerlichen Verhaftung erfuhr, unternahm er einen Selbstmordversuch. Er erlag am 29.02.1940 den Verletzungen.

Die Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition (RGO) war die kommunistische Gewerkschaft in der Weimarer Republik.
Als der IV. Weltkongress der Roten Gewerkschafts-Internationale (RGI) und der VI. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (Komintern) einen ultralinken Kurs gegen die Sozialdemokraten beschlossen, die sie auch als Sozialfaschisten bezeichneten, begannen sie 1928 mit einer systematischen Fraktionsarbeit im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB).
Am 14. März 1929 beschloss das ZK der KPD, die aus den Gewerkschaften ausgeschlossenen Parteimitglieder zu registrieren. Der im Juni 1929 aus dem DMV ausgeschlossene Michael Niederkirchner gründete eine Hilfsorganisation für Ausgeschlossene, die zur Keimzelle der RGO wurde. Die im ADGB verbliebenen KPD-Mitglieder gingen zu einer prinzipiellen Opposition über.
Seit 1930 wurde die RGO als „rote Klassengewerkschaft“ propagiert und mehrfach Übertrittskampagnen eingeleitet, die jedoch nie großen Erfolg erzielten. Ihre maximale Mitgliederzahl wurde 1932 mit 322.000 angegeben. Große Teile des Gewerkschaftsflügels verließen die KPD, mehr als die Hälfte der RGO-Mitglieder war arbeitslos und aus propagandistischen Gründen wurden nur Ein-, keine Austritte gezählt. Da die Kommunisten durch diese Politik ihren Einfluss bei den Gewerkschaften durch ihre Austritte, weniger durch Ausschlüsse verloren, wurde die Strategie erneut geändert: Ab 1931 hatten Kommunisten Oppositionsarbeit im ADGB und allen Verbänden zu leisten und für eine Stärkung der „roten Verbände“, gemeint waren die Vorläuferorganisationen kommunistischer Einzelgewerkschaften, zu sorgen. Damit erhielt die RGO die Rolle einer kommunistischen Vorfeldorganisation, die ihren Anspruch auf eine eigenständige kommunistische Gewerkschaftsbewegung nicht einlösen konnte. Die drei größten roten Verbände organisierten in den Bereichen Metall, Bergbau und Bau nie mehr als 1 % der Beschäftigten. Die Leitung der RGO wurde nicht auf ordentlichen Gewerkschaftstagen gewählt, sondern das Reichskomitee der RGO war aus der Gewerkschaftsabteilung des Zentralkomitees der KPD hervorgegangen.
1932 erregte die RGO in ganz Deutschland Aufmerksamkeit, da sie gemeinsam mit Nationalsozialisten in den Berliner Verkehrsbetrieben gegen den verordneten Lohnabbau streikte. Hier handelte es sich allerdings um die Unterstützung eines von den Gewerkschaften abgelehnten „wilden Streiks“ der BVG-Beschäftigten. Durch einen Anschluss an den Streik versuchten die in der Arbeiterbewegung so gut wie gar nicht verankerten Nazis, Propagandaerfolge für den „Nationalen Sozialismus“ zu verbuchen. Nach der Machtübernahme der Nazis wurden nicht nur die Freien Gewerkschaften, sondern auch die RGO von den Nationalsozialisten zerschlagen, ebenso wurde der nationalistisch-antikapitalistische Flügel der NSDAP um Gregor Strasser eliminiert. Die vermeintliche antikapitalistische Ausrichtung der Partei hatte sich eindeutig als leere Phrase erwiesen.
Nach dem Krieg gab es in der DDR den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund als parteiübergreifende Einheitsgewerkschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es in Deutschland, im Unterschied beispielsweise zu Frankreich, keinen kommunistischen Gewerkschaftsbund, keine Richtungsgewerkschaft, sondern die
Einheitsgewerkschaft.
Versuche der KPD(AO) und der KPD/ML in den 1970er Jahren, die RGO-Politik wiederzubeleben, blieben ohne große Wirkung.

 

Urenkelin von Hermann Strozyna

 

Erich Schulz (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.)

Erich Schulz wurde am 28.10.1907 in Frankfurt (Oder) geboren.Er war Arbeiter und wohnte in Frankfurt (Oder), Schützenstraße 46 (heute Słubice, Henryka Sienkiewicza).

 

Erich Schulz

 

Seit 1923 war er in der KPD und dort Mitglied der Leitung der KPD in Frankfurt (Oder) sowie Funktionär für die Anleitung der Gruppen in den Dörfern. Nach Januar 1933 erfolgte die illegale Arbeit im Kreis Weststernberg. Dann als Leiter des Kampfbundes gegen den Faschismus in Frankfurt (Oder). Er wurde dann politischer Leiter der illegalen KPD in Booßen. Die Gruppe hatte er gemeinsam mit Otto Reich und Otto Retzlaff aufgebaut. Die erste Verhaftung erfolgte am 19.06.1933
In den Jahren 1935/1936 war Erich Schulz Instrukteur des Unterbezirks Ziebingen. Am 26.03.1936 erfolgte eine erneute Verhaftung.Im Prozess vom 5./6.01.1937 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Strafe wurde in Brandenburg-Görden, in einem nicht näher bezeichneten Steinbruch in Bayern und im KZ Aschendorfer Moor verbüßt. Im September 1941 wurde er nach seiner Entlassung aus der Haft unter Polizeiaufsicht gestellt. Er hatte sich wöchentlich bei der Gestapo zu melden.
Am 29.06.1944 wurde Erich Schulz ermordet.
Am 01.07.1944 wurde seine Leiche an der Oder aufgefunden mit Merkmalen von Misshandlungen.
Seine Frau musste ihn als Wasserleiche identifizieren und wies auf ein zerschlagenes Gesicht hin.
Die offizielle Version war Selbsttötung.

Die Witwe wurde später als Hinterbliebene eines Naziopfers anerkannt.

 

Gerhard Hoffmann, Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V., der Künster Gunter Demnig und die Tochter von Erich Schulz

 

Helene Hannemann (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.)

 

Einen Tag vor Weihnachten 1927 heiraten Max und Helene Hannemann.Max ist achtundzwanzig Jahre alt, Helene neunzehn. Sie leben in einfachen proletarischen Verhältnissen. In der Frankfurter Steingutfabrik Pätsch arbeiten sie. Umgangssprachlich wird dieser Betrieb „Knochenmühle“ genannt.
Max ist ein umgänglicher Mensch. Er liebt die Natur, den Gesang im Chor, er wandert gern und spielt gut Schach. Als Arbeiter ist er geachtet, seine Kolleginnen und Kollegen vertrauen ihm und wählen ihn in den Betriebsrat. Anlässlich eines Streiks 1930 gehört er zur Streikleitung und wird deshalb nach einer Aussperrung nicht wieder eingestellt. Die jungen Eheleute, erinnert sich Helene später,
„[…] liebten beide Musik und Theater, wir liebten beide Bücher.“

 

Helene und Max Hannemann

 

Als Arbeitslose besuchen Max und Helene auch Versammlungen der Kommunistischen Partei Deutschlands und sehen in dieser eine Alternativkraft. Die Bildungsangebote der Partei nutzend, eignen sie sich weltanschauliches Grundwissen an, das sie zu der Überzeugung gelangen lässt, Mitglieder der KPD werden zu wollen. Für Helene, das älteste von sieben Kindern aus einer Handwerkerfamilie in der Dammvorstadt, eröffnet sich eine neue Welt. Sie lernt begierig.
Helene ist Frauenleiterin der Frankfurter KPD, als am 27.01.1933 ihr Sohn Konrad geboren wird. Max wählen die Genossinnen und Genossen zu ihrem Politischen Leiter in Frankfurt
(Oder), nachdem führende Funktionäre unmittelbar nach der Machtübergabe an die Nazis verhaftet sind.
Mit organisatorischem Geschick und verantwortungsvoller Umsicht führt Max die Frankfurter Parteiorganisation in die Illegalität. Es entsteht eine wirksam arbeitende Widerstands-organisation, der bis zu sechzig Genossinnen, Genossen und Sympathisanten angehören. In Dreier- und Fünfergruppen organisiert, verteilen sie Flugblätter mit Aufrufen zum Widerstand gegen die Nazis, Streuzettel, sie malen antifaschistische Losungen, kleben Plakate, verteilen illegales Material. Die Verbindung zur Berliner Parteileitung hält Max Hannemann über seine Frau Helene aufrecht. Sie nimmt als Kurier die Treffs in Fürstenwalde wahr.
Helene schreibt 1985 für ihren Sohn Konrad:
» Diese Arbeit unter den Augen der Gestapo […] währte bis Ende November 1934, als die ersten Verhaftungen [aus] unserer Gruppe erfolgten. Die Bezirksleitung in Berlin, zu der wir wieder Verbindung hatten, wurde sofort von Deinem Vater über die Situation in Frankfurt informiert und alle Aktionen abgebrochen. Auch wurden Maßnahmen getroffen, um weitere Verhaftungen zu verhindern.
Am 5. Dezember [1934] gegen 18 Uhr wurde Dein Vati aus der Wohnung […] verhaftet. Es folgten zwei Haussuchungen […] Am nächsten Morgen wurde ich […] gezwungen, Dich zu Deiner alten kranken Großmutter zu bringen. […] Du warst noch nicht zwei Jahre alt.
Zwei Tage wurde ich in der Verwaltungsstelle der Gestapo verhört […] und am Abend des zweiten Tages kam ich auch, da ich nichts aussagte, in das Polizeigefängnis. […]
Schon bei der ersten Gegenüberstellung sah ich, dass Dein Vati misshandelt worden war. Sie hatten ihn bei strenger Kälte zwischen das Treibeis der Oder geworfen […]
Nach etwa zehn Tagen wurden wir […] in das Strafgefängnis in Untersuchungshaft eingeliefert. «
Max Hannemann und Genossen werden am 26.04.1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat vor Gericht gestellt. Er wird als Hauptangeklagter vom Kammergericht in Berlin, 3. Strafsenat zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Helene muss für ein Jahr in das Frauengefängnis Berlin Barnimstraße.
Der gemeinsame Sohn Konrad kommt in ein Kinderheim und von dort zu Pflegeeltern. Die Trennung von Mutter und Kind wird drei Jahre dauern.
Max Hannemann ist fortan Häftling im Zuchthaus Luckau. Von dort wird er in ein Kon-zentrationslager im Aschendorfer Moor kommandiert. Am 05.12.1939 ist seine Haftstrafe verbüßt, aber er wird nicht freigelassen. Die Gestapo weist ihn zunächst wieder in das Gefängnis Frankfurt (Oder) ein. Hier erteilt man eine Besuchserlaubnis, Helene und der inzwischen sechsjährige Sohn besuchen ihn im Gefängnis an der Oder. Dort wird ihm im Februar 1940 der Schutzhaftbefehl erteilt. Er muss in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin. Als politischer Häftling mit dem Roten Winkel gekennzeichnet, ist er die Nummer 17460 in diesem KZ. Nachrichten über das Grauen im Lager erfährt die Öffentlichkeit erst nach der Befreiung. Eine letzte Nachricht von Max Hannemann ist mit Sonntag, dem 28.01.1945 datiert.
Aus dem Block 67 sendet er verspätet Grüße zum zwölften Geburtstag seines Sohnes Konrad. Der Sohn wird den Vater nie wieder sehen.
Hinweise, wonach er in das Vernichtungslager Bergen-Belsen musste, bestätigen sich nicht. Dass er den Mordorgien der SS unmittelbar vor der Befreiung des KZ Sachsenhausen zum Opfer fiel, ist sehr wahrscheinlich.

Helene Hannemann heiratet nach dem Krieg einen ehemaligen KZ-Häftling. Als Helene Papke widmet sie ihre ganze Kraft dem Neuaufbau. Eifersüchteleien, Selbstdarstellungssucht und Anfeindungen unter Frankfurter antifaschistischen Widerstandskämpfern erschweren die Beurteilung der Wirksamkeit der Widerstandsgruppe um Max Hannemann. Selbstherrlich wird in der SED entschieden, dass über die illegale Arbeit und den Prozess gegen Hannemann und Genossen nicht mehr öffentlich gesprochen werden darf. Helene leistet Widerstand gegen diese Entscheidung. Dann verkehrt sich das Verbot ins Gegenteil. Von ihr wird gefordert, insbesondere vor Jugendlichen über die Nazizeit zu sprechen.
Eine weitgehend objektive Aufarbeitung der Vorgänge um die Gruppe Hannemann erfolgt erst 1995. Helene Papke erlebte es nicht mehr, sie verstarb 1990.

 

Greta Kuckhoff (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V)

 

Greta Kuckhoff

 

Greta Kuckhoff
14. Dezember 1902 - 11. November 1981
ist in Frankfurt (Oder) geboren worden und als Tochter eines Musikinstrumentenmachers in der Taubenstraße 2 aufgewachsen.

Nachdem sie 1924 das Examen als Lehrerin bestanden hatte, studierte sie Volkswirtschaft und Soziologie.
Ihre Studien führten sie in die USA. Nach ihrer Rückkehr lebte sie mit dem Literaten Adam Kuckhoff zusammen und beide heirateten 1937.
Das Ehepaar gehörte zum Freundeskreis um Arvid und Mildred Harnack sowie Libertas und Harro Schulze - Boysen, bekannt unter dem von der Gestapo geprägten Tarnnamen „Rote Kapelle“.
Wegen ihrer Mitgliedschaft in dieser Widerstandsgruppe wurden Adam und Greta Kuckhoff zum Tode verurteilt. Die Todesstrafe für Greta Kuckhoff wurde bei einer weiteren Verhandlung in eine zehnjährige Zuchthausstrafe gewandelt.
Sie wurde 1945 aus dem Zuchthaus Waldheim befreit. In der DDR bekleidete sie verantwortungsvolle Funktionen. Seit 1967 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt (Oder).

Weitere Informationen zu Greta Kuckhoff unter http://de.wikipedia.org/wiki/Greta_Kuckhoff

 

Willy Jentsch (Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder) e.V.)

 

Willy Jentsch (* 22. April 1892 in Barschdorf, Niederschlesien; † 26. Mai 1966 in Potsdam) war ein deutscher Politiker und Bürgermeister.
Willy Hermann Jentsch lebte seit 1924 in Frankfurt (Oder). Er wurde Sekretär des dortigen SPD-Unterbezirks, war Stadtverordneter und Mitglied des Privinziallandtages. Im März 1933 wurde er in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Sonnenburg verschleppt. Nach der Entlassung führte er den Widerstand in der Illegalität weiter und wurde im Dezember 1935 erneut verhaftet und zu Zuchthausstrafe verurteilt. Danach kam er ins KZ Buchenwald, wo er sich der kommunistischen Bewegung annäherte. Er kam erst am Ende des Krieges wieder frei.
Im Juli 1945 wurde Jentsch in Frankfurt (Oder) unter Ernst Ruge als stellvertretender Oberbürgermeister eingesetzt. Er war für die Polizei und andere wichtige Bereiche zuständig. Nach dem Rücktritt von Oskar Wegener als Oberbürgermeister wurde Jentsch 1949 dessen Nachfolger. Im Juni 1950 gab er sein Amt jedoch wieder auf und verzog nach Potsdam-Babelsberg.

• 22.4.1892 † 26.5.1966 letzter Frankfurter Wohnort Beckmannstraße 3
• Sohn eines Maurers und einer Landarbeiterin
• Fleischerlehre
• Ab 1909 lebte und arbeitete er in Berlin in verschiedenen Büros, organisierte sich gewerkschaftlich
• 1912 Eintritt in die SPD
• 1914 bis 1918 Soldat im I. WK, Dez. 1914 Heirat mit Martha, aus der Ehe gehen drei Kinder hervor, ein Sohn fällt als Soldat im II.WK
• 1918 Teilnahme an den bewaffneten revolutionären Kämpfen in Berlin
• Ab Mai 1924 Unterbezirkssekretär der SPD für Unterbezirk Frankfurt (Oder), Lebus, Ost- und Weststernberg
• Unmittelbar vor der Machtübergabe an die Nazis ist er einer der wenigen SPD-Funktionäre, die keine Berührungsängste zu Kommunisten haben, tritt für gemeinsame Aktion ein
• Nachdem die Nazis an der Macht waren, ging er in die Illegalität, blieb aber in Frankfurt (Oder), es erfolgte die Verhaftung und die Einweisung in das KZ Sonnenburg, dort Ende Sept. 1933 entlassen
• Erneute illegale Arbeit, Schaffung einer Widerstandsgruppe „Max“
• Dez. 1935 erneute Verhaftung, Verurteilung wegen Vorbereitung zum Hochverrat, zweieinhalb Jahre Zuchthaus, verbüßt in Luckau und Zwickau.
• Nach Verbüßung der Haftstrafe wies ihn die Gestapo in das KZ Buchenwald ein, wo er als politisch Rückfälliger die Häftlingsnummer 5754 bekam. In diesem KZ schloss er sich den Kommunisten an und war am illegalen Widerstand beteiligt.
• Bis Juni 1945 war er bei der Organisierung der Heimreisen der befreiten Häftlinge des KZ eingesetzt und kam am 1. Juli 1945 nach Frankfurt (Oder)
• Ein Sohn war gefallen, der zweite in Kriegsgefangenschaft, seine Frau und die Tochter mit ihren Kind waren evakuiert worden, die Wohnung Wiesenstraße 22 in der Dammvorstadt gab es nicht mehr, als er nach zwölf Jahren Haft in die Freiheit kam
• Er setzte sich für den Neuanfang ein, wurde im Juli 1945 zum stellvertretenden Bürgermeister ernannt, im Oktober 1948 zum Bürgermeister gewählt und im Februar 1949 Oberbürgermeister. 1950 trat er aus gesundheitlichen Gründen von dieser Funktion zurück.
Die Schaffung eines Heimes zur Betreuung elternloser Kinder war ihm Herzensbedürfnis. Das Heim wurde in der Sophienstraße 9 eingerichtet, in einer Villa, es erhielt den Namen „Klara Zetkin“. Leiterin des Heimes wurde sein Frau Martha, von den Heimkindern liebevoll „Mama“ genannt und Willy Jentsch war für sie das „liebe Väterchen“.

 

Willy Jentsch 1945 - Foto Privat

 

Literatur:
Nauschütz, Hans-Joachim: Max Hannemann und Genossen. Frankfurt (Oder) 1995.

Hoffmann, Gerhard: Antifaschsitischer Widerstand in Frankfurt (Oder) und Umgebung. GNN Verlag Schkeuditz 1999. ISBN 3-932725-92-1

 

PAUL LOCH

geb. 14. Februar 1903 in Frankfurt (Oder)

gest. 12. April 1943 im KZ Buchenwald

Letzte Anschrift der Ehefrau: Klara, Geborene Knobel:  [Große] Oderstraße 17, Frankfurt (Oder)

Als Kommunist am 22. November 1939 verhaftet.

Wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Heimtücke 1 Jahr Gefängnis und 2 Jahre, 6 Monate Zuchthaus.

Ab 20. Februar 1941 so genannte Schutzhaft im KZ Sachsenhausen.

Von dort durch Gestapo Frankfurt (Oder) in das KZ Buchenwald eingewiesen am 21. Februar 1943 als Häftling Nr. 1095 Polit[isch] – K[ommunist].

12. April 1943 verstorben, als Todesursache wurde „Kollaps“ angegeben.

Recherche: Im Rahmen Projekt Spurensuche 2015 26 Schüler Kl. 8 d (Ringer und Gewichtheber), Sportschule Frankfurt (Oder), Klassenlehrerin Frau Pietschmann, betreut von AWO und VVN-BdA

 

 

 

 

 

OSKAR WEGENER

geb. 18. November 1877 in Breslau

gest. 29. Mai 1962 in Eisenhüttenstadt

Letzte Anschrift bei Verhaftung: Goepelstraße 60, Frankfurt (Oder)

Sozialdemokratischer Kommunalpolitiker, von 1919 bis 1933 Mitglied des Brandenburgischen Provinzial - Landtages, 1931 bis 1933 Mitglied des Preußischen Landtages, Unterbezirksvorsitzender der SPD Frankfurt (Oder), Lebus, Ost- und Weststernberg.

Verhaftung 1933, 20. Juni bis 20. September 1933 KZ Sonnenburg. Nach Entlassung illegale Arbeit für SPD (Gruppe Repka, Hanschke, Schneider), 1935 so genannte Schutzhaft im Polizeigefängnis Frankfurt (Oder), ab 20. August 1944 im Zuge der Aktion „Gitter“ im KZ Schwetig.

Überlebt, ab 1946 Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder).

Recherche:  Im Rahmen Projekt Spurensuche 2016 26 Schüler Kl. 8 e Städt. Gymnasium „Karl Liebknecht“ Frankfurt (Oder). Klassenlehrer Herr Klauder, betreut von AWO und VVN-BdA

 

 

 

 

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Stand: 11.10.2024